Stilproben

 

 
 

 

Landesbischof Christoph Kähler wandte sich gegen einen Schlussstrich unter die wissenschaftliche Aufarbeitung und bekräftigte, eine umfassende Aufarbeitung dieses Kapitels könnten nur unabhängige Historiker leisten. Dies werde von der Landeskirche gefördert.
Nach der vorgelegten waren von jenen rund 780 überprüften Kirchenleuten, die sich während der Wende noch in Diensten der Kirche befanden, 20 informelle Mitarbeiter der Stasi. Auf einer Tagung der Evangelischen Akademie setzte man sich daraufhin kritisch mit dem Wirken der Kirche in der DDR auseinander.

Im Gegensatz zu anderen Landeskirchen war die thüringische von Anfang an stark unter Beschuss. Sie sei "total verseucht", hieß es in ersten Berichten.
Dem widersprach Landesbischof Christoph Kähler jetzt mit Nachdruck. Die Stasi-Mitarbeit sei "nicht exorbitant höher" gewesen als in anderen Landeskirchen. Freilich sei "jeder Fall ein Fall zu viel" und beschädige das Ansehen der Kirche. Der Landeskirchenrat geht in 20 der untersuchten Fälle von einer Zusammenarbeit mit der Stasi aus. Geprüft wurden allerdings überwiegend nur Personen, die nach der Wende noch in Diensten der Kirche standen.

Schwerwiegende Verfehlungen erkannte der Landeskirchenrat in acht Fällen. Dies umfasste die Weitergabe vertraulicher Sitzungsprotokolle ebenso wie regelmäßige Informationen über Amtskollegen und Gemeindemitgliedern sowie die Entgegennahme von Geld. Fünf Personen wurden letztlich disziplinarrechtlich belangt. Davon wurde einer aus dem Dienst entfernt, andere gingen freiwillig oder wurden versetzt. "Im Einzelfall kann ich nicht ausschließen, dass zu milde geurteilt wurde", räumte Landesbischof Kähler ein. Jeder Fall müsse jedoch differenziert beurteilt werden. Die Zahl der ermittelten IM spiegele nicht die tatsächliche Thüringer Situation wider, meinte der ehemalige Jugendpfarrer Walter Schilling. Nach Auffassung von Ehrhard Neubert, Pfarrer und ehemaliger Mitarbeiter der Gauck-Behörde, wankten in den Kirchen "seit den 50er-Jahren die Säulen des Rechtsverst&aum l;ndnisses". Dies sei ein "schleichender Prozess" gewesen, in dem sich ethische Begriffe total verwirrten.
Die disziplinarrechtliche Aufarbeitung ihrer Stasi-Verfehlungen ist mittlerweile in allen Landeskirchen abgeschlossen. Weitergehende historische Forschungen müssen sich nach Auffassung von Landesbischof Kähler anschließen, um das Unrecht kirchlicher Bediensteter nicht in Vergessenheit geraten zu lassen .

Von Daniela Egetemayer